Magersucht bei Kindern und Jugendlichen

Erinnern Sie sich noch an die wilden Jahre Ihrer Teenager-Zeit? Wir waren auf der Suche. Nach unbekannten Abenteuern, nach neuen Wegen – und viel zu oft nach uns selbst. All das hat sich bis heute nicht geändert. Für Kinder und Jugendliche stellt die Pubertät noch immer eine Herausforderung dar. Durch den Einfluss sozialer Medien und den geradezu unermesslichen Input von außen, ist manches sogar schwieriger geworden.

Wen wundert es da, dass immer mehr Heranwachsende die Orientierung verlieren? Auch, und gerade über die eigene Gesundheit. Immer mehr junge Menschen leiden an Magersucht. War es bis vor einigen Jahren vor allem die Gruppe der 15- bis 19-jährigen Mädchen, steigen die Fallzahlen der Magersüchtigen unter 14 Jahren kontinuierlich. Im Kindesalter sind übrigens mehr Jungen betroffen, als in höheren Altersgruppen.

Unzufriedenheit und Unsicherheit

Magersucht ist ein komplexes Problem, denn die Auslöser sind vielfältig. Zudem liegen stets individuelle – persönliche oder familiär geprägte – Gründe vor.

Am Anfang stehen die hormonellen Veränderungen, die der Organismus Jugendlicher durchlebt. Hormone wirbeln vieles durcheinander. Vor allem nehmen sie Einfluss auf unser Gefühlsleben. Ein ohnehin nach Orientierung suchender und insofern seelisch labiler Mensch, wird von den unbekannten Emotionen förmlich überrannt. Zu den Hormonschwankungen kommen bei Kindern und Jugendlichen sehr häufig Unzufriedenheit und Unsicherheit hinzu.

Magersucht vor der Pubertät

Doch wie so oft, lässt sich auch dieses medizinische Zusammenspiel nicht verallgemeinern. Viele Kinder werden bereits vor der Pubertät magersüchtig. Experten sprechen in diesem Fall von einer bestehenden Körperschemastörung. Soll heißen: Betroffene nehmen ihren Körper anders wahr, als er tatsächlich aussieht. Das Körperbild im Spiegel wirkt auf sie verzerrt. Sie erscheinen sich selbst als zu dick. Werden diese Eindrücke von schulischen “Wettbewerben”, wie “Wer wiegt wieviel?” oder “Wer ist der/die Dünnste in der Klasse?” begleitet, bekommen die falschen Eindrücke von sich selbst neue Nahrung.

Auch in diesem Fall ist es meist ein fehlendes Selbstbewusstsein oder Selbstwertgefühl, das betroffene Kinder und Jugendliche versuchen, zu kompensieren. Viele von ihnen leiden an Ängsten, in einigen Fällen kommen genetische Ursachen hinzu. Eine US-amerikanische Studie aus dem Jahre 2017 hat gezeigt, dass Magersucht vererbt werden kann und so eine weitere Ursache das Risiko zumindest verstärken kann.

Unterschiede zur Magersucht bei Erwachsenen

Kinder und Jugendliche, die an Magersucht leiden, zählen keine Kalorien. Sie achten allerdings sehr genau auf ihr Essen und sind überzeugt davon, dass jede Nahrungsaufnahme (zu) dick macht. Begleitet wird diese Auffassung von Angst und Schuldgefühlen im Sinne von: “Wenn Du den bisherigen Vorlieben fürs Essen erliegst, bist Du zu schwach.” Es beginnt mit einzelnem Verzicht, beispielsweise auf Süßigkeiten. Gesunde Lebensmittel treten in den Vordergrund, Hauptmahlzeiten verschwinden mehr und mehr vom Tagesplan.

Dafür betreiben magersüchtige Kinder und Jugendliche übertrieben viel Sport, teilweise bis hin zur Selbstaufgabe und völligen Erschöpfung. Das unterscheidet sie übrigens von erwachsenen Magersüchtigen, welche sich von aufgenommener Nahrung meist durch Erbrechen oder Abführmittel trennen.

Weitreichende Folgen

Viele magersüchtige Kinder und Jugendliche werden depressiv und verlieren die Lust am Leben. Besonders gefährlich sind die physischen Probleme: Bestimmte Hormone werden durch die selbst auferlegte Nahrungsverweigerung unterdrückt, so dass es zu Wachstumsverzögerungen kommen kann. Auch die Entwicklung der Knochen ist gestört, so dass das Risiko für Osteoporose in späteren Jahren steigt. Untersuchungen haben gezeigt, dass Magersucht im Kindes- und Jugendalter zudem die Entwicklung das Gehirn beeinträchtigt und Denkprozesse verlangsamt.

Je früher eine Magersucht erkannt und behandelt wird, desto besser ist es. Wissenschaftler sehen bei drei Jahren eine gefährliche Grenze für bleibende Schäden. Dank hoher Sensibilität von Kinder- und Jugendärzten, kommt es allerdings selten zu dieser Zeitspanne.

Wege aus der Magersucht

Neben einem individuell entwickelten Ernährungs- und Ergotherapie-Plan, sollte eine Magersucht begleitend psychotherapeutisch behandelt werden. In meiner Praxis stelle ich die Hintergründe der jeweiligen Magersucht an den Anfang einer Therapie. Diese beginnt meist nach einem Klinikaufenthalt, um Betroffene in der wichtigen Phase des eigenständigen, neuen Handelns stabiler zu machen und einem Rückfall vorzubeugen. Die Behandlungen finden in wöchentlichen Sitzungen statt. Eine erfolgreiche Therapie kann über Jahre verlaufen, denn in einigen Fällen begleitet die Magersucht Betroffene ein Leben lang.

Es geht dabei um die behutsame Behandlung möglicher Ursachen, die Auslöser der Magersucht waren. Dazu gehören familiäre Aspekte, die Geschwisterstellung, die Schulsituation, aber auch das Anspruchsdenken an sich selbst. Ich arbeite hier mit dem sogenannten Familienbrett oder der Familienaufstellung. Dieses wird ergänzt durch Elemente der Gesprächstherapie, der Schematherapie, der Kognitiven Verhaltenstherapie sowie durch Hypnose, EMDR, EFT oder die Ohrakupunktur.

Diese Symptome deuten auf eine Magersucht hin:

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